Kultusministerin Dr. Eisenmann zu Besuch im Wahlkreis Leonberg

Bildunterschrift: v. l. n. r.: Michael Moroff (Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Böblingen), Joachim Oehler (Vorsitzender des CDU-Stadtverbands Weil der Stadt), Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann, Sabine Kurtz MdL, Akademieleiter Norbert Frank und Bürgermeister Thilo Schreiber nach der gelungenen Abendveranstaltung in Weil der Stadt.

Die baden-württembergische Kultusministerin Dr. Eisenmann besuchte am Mittwoch den Wahlkreis der CDU-Landtagsabgeordneten Sabine Kurtz (Leonberg). Als erste Station stand dabei das kooperative Bildungszentrum in Renningen auf dem Programm. Bei einem Rundgang stellten Bürgermeister Wolfgang Faißt und Gerhard Kicherer, Rektor der Friedrich-Schiller-Schule, den Besuchern das moderne Schulzentrum und die im Jahr 2016 eröffnete neue Mediathek vor.

Anschließend nutzen die zahlreichen anwesenden Schulleiter, Eltern- und Schülervertreter sowie Vertreter der Stadt die Gelegenheit, sich mit Dr. Eisenmann über aktuelle Themen der Bildungspolitik auszutauschen. Große Zustimmung der Anwesenden erhielt die Kultusministerin dafür, dass die Grundschulempfehlung wieder bei der Anmeldung an den weiterführenden Schulen vorgelegt werden muss.

„Ich setze gezielt auf die Beratung der Eltern durch die Schulen“, erklärte Dr. Eisenmann. Ziel sei selbstverständlich, die beste Lösung für die Kinder zu finden. Spätere Schulwechsel seien eine unnötige Belastung für die Kinder und Eltern, aber auch für die einzelnen Schulen.

Die zunehmende Heterogenität der Schülerschaft sieht die CDU-Ministerin als große Herausforderung. Ein Ansatz ist die Stärkung der Realschulen mit zusätzlichen Poolstunden zur Differenzierung für leistungsstarke und leistungsschwache Schülerinnen und Schüler. „Davon profitiert auch die Realschule Renningen“, freute sich Sabine Kurtz.

Der gegenwärtige Lehrermangel bereitet den Schulen im Land Probleme, so auch in Renningen und im Schulzentrum Rutesheim, der nächsten Station des Besuchs. Die überproportionale Pensionierungswelle und der Schülerzuwachs haben dazu geführt, dass es insbesondere an Grundschulen zu wenige Lehrkräfte gibt. Derzeit seien einfach nicht genügend Lehrkräfte auf dem Markt, um den Bedarf zu decken, erklärte Dr. Eisenmann. Aber man sehe nicht tatenlos zu. Schon im letzten Jahr wurde vom Kultusministerium ein Maßnahmenkatalog zur Lehrergewinnung erarbeitet. Bei den Grundschulen setzt die Ministerin auch auf ausgebildete Gymnasiallehrer, von denen es derzeit einen Überhang gibt. Diese können sich für das Grundschullehramt weiterqualifizieren und bekommen im Gegenzug für ihre Arbeit an den Grundschulen eine Einstellungszusage als verbeamtete Gymnasiallehrer.

Eine Besonderheit des Schulzentrums Rutesheim ist das Gymnasium, das als eines von 44 Modellstandorten in Baden-Württemberg G9 anbietet. Als einziges G9-Gymnasium im Kreis Böblingen gebe es regelmäßig sehr hohe Anmeldezahlen, berichtet Bürgermeister Dieter Hofmann. Das G9-Gymnasium sei Teil eines Schulversuches, der inzwischen  um weitere fünf Jahre verlängert wurde, so Dr. Eisenmann. Die Kultusministerin bekannte sich klar zu G8 als Grundlage für das allgemeinbildende Abitur, was auch im internationalen Vergleich Standard sei. Außerdem habe Baden-Württemberg schon heute mit seinen beruflichen Gymnasien ein flächendeckendes G9-Angebot.

Ein weiteres Thema war der Erhalt der Werkrealschulen. So hat die Theodor-Heuss-Schule in Rutesheim mit geringen Anmeldezahlen zu kämpfen. Dr. Eisenmann bezeichnete es als existenziellen Fehler, der Schulart den Stempel „Restschule“ aufzudrücken und betonte, dass man um jeden Standort mit Potenzial kämpfe. „Mit mir wird es keine schleichende Beerdigung der Werkrealschulen geben“, machte sie deutlich. Auch Sabine Kurtz hob die Bedeutung der Werkrealschulen für das baden-württembergische Schulsystem hervor. „In den Werkrealschulen wird hervorragende Arbeit geleistet, auch durch die Kooperationen mit möglichen Ausbildungsbetrieben“, so die Landtagsabgeordnete.

Als krönender Abschluss des Wahlkreisbesuchs fand am Abend in der Landesakademie für Jugendbildung in Weil der Stadt ein öffentlicher Vortrags- und Diskussionsabend mit Dr. Eisenmann statt. Bei einem Rundgang durch die Räumlichkeiten der Akademie auf dem Malersbuckel betonte die Ministerin die große Bedeutung der Jugendbildungsakademien als außerschulische Bildungsstätten. Sabine Kurtz, stellvertretende Vorsitzende des Trägervereins der Landesakademie, stellte deren vielfältiges Angebot heraus. Die jährlich rund 250 Veranstaltungen reichen von Weiterbildungen für Jugendleiter und pädagogische Fachkräfte über Medienbildung bis hin zum Vereinsmanagement. Für Weil der Stadt sei die Landesakademie für Jugendbildung ein wichtiges Aushängeschild, unterstrich Bürgermeister Thilo Schreiber.

Das Interesse an der Bildungspolitik von Dr. Eisenmann ist groß – das zeigte der bis auf den letzten Platz gefüllte Saal bei der Abendveranstaltung.  Unter den Gästen waren neben Bürgermeister Thilo Schreiber, der Schulamtsleiterin Angela Huber, den Lehrkräften und Elternvertretern auch viele Vertreter der Musikvereine und Kirchen. In ihrem Grußwort betonte Sabine Kurtz vor den über 100 Interessierten deren wertvolle Arbeit in der außerschulischen Jugendbildung. Sie ging auch auf die Bedeutung von mehr Verbindlichkeit und Verlässlichkeit in den Schulen, aber auch in den dahinterliegenden Strukturen ein. Passend dazu verdeutlichte Dr. Eisenmann in ihrem Vortrag zum Thema „Gute Bildung – Beste Aussichten“ insbesondere die  Maßnahmen im Rahmen ihres Qualitätskonzepts, welches neue Ansätze in der Schulentwicklung, der Unterrichtsqualität und in der Lehreraus- und -fortbildung verfolgt. Außerdem solle ein strategisches Bildungsmonitoring eingeführt werden. Etliche Maßnahmen wurden bereits umgesetzt. So wurde u.a. die umstrittene Methode Schreiben nach Gehör wieder abgeschafft und die gymnasiale Oberstufe wird reformiert.

Im Bereich der Digitalisierung an Schulen sieht die Ministerin für Baden-Württemberg großen Nachholbedarf. Es gelte jetzt, aus den Fehlern anderer zu lernen und gute Erfahrungen zu übernehmen. Mit dem Ausbau des Informatikunterrichts an den weiterführenden Schulen und der Ausweitung der Tablet-Klassen sei man bereits auf einem guten Weg. Sie appellierte aber auch an die Erziehungspartnerschaft zwischen den Eltern und den Schulen, die bei der Medienerziehung gemeinsam in der Verantwortung stünden. Im Anschluss an den Vortrag konnten die Gäste mit Dr. Eisenmann über ihre Fragen diskutieren – eine Gelegenheit, die von den Besuchern nur zu gerne genutzt wurde.